Sie ist immer da, vor allem dann, wenn es uns ohnehin nicht so gut geht: Diese innere Stimme, die nörgelt und kritisiert. Wir haben die Prüfung versaut – „Ich hab`s dir ja gesagt, du hättest mehr lernen sollen!“ Unser Partner trennt sich – „Kein Wunder, du bist einfach nicht gut genug für sie/ihn!“
Die Lieblingshose passt nicht mehr – „Du kannst dich aber auch einfach nicht zurückhalten!“ Dieser innere Kritiker begleitet uns oft ein Leben lang.
Die Worte, die uns oft verletzten, haben wir häufig in der Kindheit übernommen. Klassischerweise von unseren Eltern, die uns direkt oder auch indirekt ihre eigenen Regeln aufgezwungen haben und manche davon haben wir selbst einfach so übernommen.
Diese inneren Kritiker waren eigentlich dazu gedacht, uns zu beschützen. Vor Fehlern, vor unangenehmen Situationen, vor Fehlentscheidungen. Doch wenn wir ganz genau hinhören merken wir, dass sie uns viel mehr Schaden und Leid zufügen, als sie uns helfen. Sie kosten Kraft und schwächen unseren Selbstwert.
WAS KÖNNEN WIR GEGEN INNERE KRITIKER TUN?
1. Genau hinhören: Schreibe für eine Woche lang auf, wie der innere Kritiker zu dir spricht.
2. Überlegen, wo diese Stimme herkommt: Die Mama, der Papa, die Oma, der Herr Lehrer, die große Schwester. Am besten, man malt diesen Kritiker auf und schreibt in eine oder mehrere Sprechblasen die kritischen Worte, die uns im Kopf herumspuken.
3. Verändern: Was könnte uns der innere Kritiker stattdessen sagen, was uns hilft anstatt noch mehr zu schaden und uns zu verletzten? Wenn es nicht gelingt, passende liebevolle und wertschätzende Worte zu finden, dann können wir uns vorstellen, welchen Rat und welche netten Worte wir für die beste Freundin/den besten Freund übrig hätten.
4. Dies kann etwa so ähnlich sein wie: „Du hast schon so viel geschafft. Fehler und Niederlagen gehören zum Leben dazu, das ist nichts außergewöhnliches. Das kann jedem einmal passieren. Das schaffst du schon.“
5. Am besten funktioniert diese Übung, wenn für jede kritische Aussage eine positivere unterstützende gefunden wird. Bitte notiere die zusammenpassenden auf einem Blatt Papier.
6. Nun ließ dir das Blatt jeden Tag morgens und abends vor dem zu Bett gehen durch und versuche, die Sätze auswendig zu lernen.
7. In der nächsten unangenehmen Situation bietet sich die erste Chance, das neu Erlernte gleich auszuprobieren: Sobald der innere Kritiker kommt, versuche dich an das positive Gegensatz zu erinnern und schlage den inneren Kritiker in die Flucht.
8. Die ersten positiven Veränderungen gibt es laut Studien bereits nach ca einer Woche täglich zwei Mal „üben“ – für maximal je 5 Minuten.
GANZ WICHTIG: GEDULD!
Der innere Kritiker (oder noch schlimmer: mehrere von dieser Spezies!) begleiten uns schon ein Leben lang. Dementsprechend ist es schwierig, sie von heute auf morgen wieder los zu werden. Doch die Geduld zahlt sich aus – in kleinen Schritten wird der innere Kritiker immer leiser und das neue, selbstbewusste, fürsorgliche Ich immer stärker!